Was erwartet mich, wenn ich zu einem Philosophen in die Praxis gehe? Was ist überhaupt philosophische Praxis und inwiefern unterscheidet sie sich von anderen Beratungskonzepten, die ich vielleicht schon kenne? Diese wichtigen Fragen werden wir hier beantworten.
Der Begriff “philosophische Praxis” wurde erstmals in den 1980er Jahren von dem Philosophen Dr. Gerd Achenbach in Bergisch-Gladbach geprägt, der dieses Beratungsmodell gründete. Unter “philosophischer Praxis” versteht man zweierlei: erstens den Ort des Geschehens, und zweitens auch die Beratung selbst als aktives Geschehen, als dynamischer Prozess des Dialogs.
Dieser Prozess wird heute für zunehmend mehr Menschen eine echte Beratungsalternative und wertvolle Hilfe. Aktuell gibt es über dreihundert philosophische Praxen allein in Deutschland – Tendenz steigend. Was ist aber philosophische Beratung, wie soll man sich das vorstellen?
Die philosophische Beratung gründet primär auf philosophischen Inhalten, auf Ethik, Logik, und Erkenntnislehre, sie macht die Ideen klassischer Denker für das Leben in unserer Zeit fruchtbar. Jeder Mensch kann philosophische Beratung für sich in Anspruch nehmen, denn die Fragen, die in der Philosophen-Praxis vorkommen, sind ”menschlich, allzu menschlich.”
Habe ich den richtigen Beruf gewählt?
Lasse ich mich zu viel von anderen manipulieren?
Wessen Interessen wiegen schwerer in einem Konflikt?
Warum mache ich immer wieder dieselben Fehler?
Wie kann ich meinen Partner besser verstehen?
Kann ich Hoffnung haben, als Atheist?
Wie gehe ich mit Schuldgefühlen um?
Viele der Fragen, Sinnfragen und Konfliktfragen, werden auch in anderen Beratungskontexten gestellt und nicht exklusiv in der philosophischen Praxis. Wichtig ist: philosophische Beratung ist keine Therapie/ kein Ersatz für Therapie und richtet sich grundsätzlich an Menschen, die gesund sind und tiefgreifende Lebensfragen mit erfahrenem Beistand durchleuchten wollen.
Was bietet mir jedoch die Philosophie für meine Lebensfragen? Was nehme ich mit, wenn ich vom Philosophen komme? Philosophie rüttelt auf, sie lehrt in erster Linie, widerspruchsfrei zu denken. Die Philosophie mit ihrem großen Schatz an ethischen und logischen Argumenten zeigt mir, wo ich gedanklich abgebogen bin, und macht den Weg frei zur Selbstbestimmung.